Lieber Vater,
vor einem Jahr bist du in den Himmel gekommen und nun denke ich an dich, an die Person, die du warst, an den Mann, an den Vater und Groβvater, und ich frage mich: „Wie kann ich am besten den Eindruck beschreiben, den du bei uns hinterlassen hast?“ Es fällt mir eine besondere und ungewöhnliche Blume ein, von besonderer Art, mit Eigenschaften, die dich und deinen Lebensweg mit uns gut repräsentieren.
Ich weiβ nicht warum, aber sofort ist mir ein Wort eingefallen, das wir oft hören: Passion, die durch die Passionsblume symbolisiert wird, eine Blume mit den Zeichen der Leidensgeschichte Christi.
Du warst noch sehr jung und träumtest von einem Leben voller Projekte, als du ein für einen Achtzenjährigen zu schweres Kreuz tragen musstest; aber du hast deine Hoffnung nicht aufgegeben, Schritt für Schritt hast du die Steigung angefangen. Dir wurde gesagt, dass du nach wenigen Jahrzehnten auf einem Rollstuhl landen musstest, dir wurde auch geraten, auf eine Familie und auf Kinder zu verzichten, du wärest nur eine Last gewesen.
Du hast nicht auf sie gehört… du hast dich nicht ergeben… Wie sich die Passionsblume an alles klammert, um weiter zu wachsen, hast du dich an das Kreuz geklammert und so ist die erste wunderschöne Blume gesprossen, eine Blume, die von dir spricht.

Später hast du deine bessere Hälfte, deine Ergänzung getroffen, kein Zögern vor dem neuen Weg, dann noch eine herrliche Blume: unsere Mutter.
Ihr habt gleich das Leben bejaht. In der Tat hast du immer gesagt, das Leben sei so schön und es lohne sich, es völlig zu erleben, dann die sechs Knospen, eure Kinder.
Die Knospen schauen an dir, weil du immer unser Bezugspunkt warst, als wir einen Trost, einen Rat, jemanden, der zum Zuhören bereit war, eine Hilfe brauchten… Wer weiß, wie oft du auch bei deiner stillen Annahme der Aufforderungen deines Schicksals sicher einen Trost, ein Wort, eine Erleichterung brauchtest…
Deswegen habe ich mir jedes Mal Gott vorgestellt, während er eine Hand aus dem Kreuz entfernte, um dich durch eine Liebkosung in den vielen harten Momenten deines Lebens zu trösten; so wie du für uns, mit deinen großen und schwachen Händen, die krank waren und die vielen Dinge nicht machen konnten, die die Väter normalerweise machten, aber stark sowieso, süß, ermutigend und warm, liebevoll… doch jetzt so weit, nachgeweint und erwünscht erscheinen…

Danke, mein lieber Vater
Alles vergeht, deine Liebe bleibt
31/12/2015 Renzo